Flaches Dreieck an der Emberger Alm

TEXT UND BILDER: BURKHARD MARTENS

Burkhard Martens ist ein exzellenter Streckenflieger und Autor des wirklich hervorragenden „Streckenflugbuch“ (www.thermikwolke.de). Burki wird als einer der Team Leader bei der XC CHallenge an den Start gehen und hat uns freundlicher Weise erlaubt, Auszüge aus seinem Buch hier zu veröffentlichen. Das sind super Infos, genau lesen! Danke Burki.

Greifenburg mit dem Startplatz Emberger Alm ist ein Fluggebiet, das seinesgleichen sucht. An guten Tagen ist die Basis vormittags zwischen 2.200 und 2.500 m. Das reicht, um vor der Kreuzeckgruppe die ersten Kilometer zu machen. Die Basis steigt normalerweise schnell an und nach Westen und Norden Richtung Alpenhauptkamm ist sie einige hundert Meter höher. Vom Startplatz Emberger Alm wird nach Osten zur Radelberger Alm und zurück, oder nach Westen bis Höhe Oberdrauburg und zurück geflogen. Verbindet man diese Flüge entstehen flache Dreiecke mit ca. 50 km.

Eine perfekt aufgebaute Infrastruktur zieht Profis und Gelegenheitspilotengleichermaßen an, darüber hinaus ist es auch eins der familienfreundlichen Fluggebiete. Ein Badesee, Kinderspielplatz, Campingplatz mit Zimmervermietung befinden sich direkt neben dem großen Landeplatz. Da sind die Kleinen gut aufgehoben, wenn die Großen mal fliegen gehen. Ein täglicher Wetteraushang, Internet und ein günstiger Shuttletransport direkt vor dem Tor des Campingplatzes, Fliegerherz was willst du mehr?

Die meisten Streckenflüge, die hier durchgeführt werden, sind geschlossene flache Dreiecke. Das Gelände bietet sich dafür einfach an. Einsteiger fliegen das Drautal hoch und runter und können so, ohne die thermisch aktiven Südflanken der Kreuzeckgruppe zu verlassen, 50 km fliegen. Es gibt im Tal viele große Landeplätze. Größere Flüge führen meistens über Lienz Richtung Sillian, Bruneck und die Drachen fliegen sogar bis Sterzing oder Richtung Felbertauernpass und zurück.

Die besten Flugbedingungen stellen sich in der Regel bei schönen Hochdrucklagen ein, aber auch kurzfristige Zwischenhochs bringen oft extrem gutes Streckenwetter. Eine Besonderheit ist der relativ starke Schutz gegen Nordwind. Wenn in vielen Fluggebieten nicht mehr geflogen wird, geht es im Schutz der Kreuzeckgruppe erstaunlich lange. Man sollte aber nicht das Gebiet zwischen Damerkopf im Westen und dem Stagor im Osten verlassen. Eine Garantie, dass der Nordwind nicht doch nachmittags durchdrückt, gibt es aber nicht.

Die Kreuzeckgruppe als Satellitenbild. Viele Fluggebiete sind nordwindanfällig, aber das Drautal ist durch die Kreuzeckgruppe sehr gut geschützt. Hier wird bei stärkeren Nordwinden zwischen dem Stagor und Damerkopf von einigen Piloten großräumig in der Leethermik geflogen. Es ist aber klar, dass auch hier der Nordwind zu stark sein kann. Leichte (!) Nordlagen sind dagegen sehr gut zum Streckenfliegen geeignet.

Flache Dreiecke vor der Kreuzeckgruppe

Auf der Emberger Alm stehen mehrere Startplätze zur Verfügung. Der von Drachenfliegern genutzte Thermiktreff ist der meist frequentierte. Eine Forststraße, die von den Shuttlebussen benutzt werden darf, führt zu den Startplätzen oberhalb des Wasserspeichers. Solange hier noch Schnee liegt, wird fast nur am Thermiktreff gestartet.
Greifenburg ist am Fuß des Berges zu erkennen. Die Thermik an der Emberger Alm ist morgens häufig als Stufenthermikausgebildet. Um diese Stufenthermik zu nutzen, darf man sich nicht tief schnell nach hinten versetzen lassen. Es wird vorne im ersten Bart aufgedreht, bis es nicht mehr weiter geht. Nun fliegt man Richtung Berg und dreht die zweite Thermik weiter aus. Dann erst fliegt man weiter nach Norden zum Gipfelbart. Dieser hat meistens die höchste Basis, weil die obere Thermik trockener ist als die weiter vorne aufsteigende Thermik. Später am Tag gleicht sich das aus und dieser Effekt ist nicht mehr so deutlich spürbar.

Der Hausbart steht morgens östlich vor der Bergflanke, ab Mittag direkt südlich oder auch schon südwestlich vor dem Bergausläufer. Wobei zu beachten ist, dass direkt vor dem Startplatz Thermiktreff eine Abrisskante ein paar Hundert Meter vor dem Berg ist und oft reißt dort die Thermik ab, während direkt vor dem Start verstärktes Sinken zu finden ist. Nachdem man an der Emberger Alm aufgedreht hat, wird direkt zum Knoten geflogen.

2500 m Abflughöhe reichen meist leicht, um am Gaugen hoch genug anzukommen, je höher um so besser. Beim Anflug auf den Gaugen stehen die besten Bärte am Gipfelgrat innerhalb des Kessels. Der westliche Ausläufer ist recht flach und die Thermik reißt da nicht ordentlich ab. Wenn man nicht direkt am Gipfel ankommt, ist es besser einen Rechtsbogen zu fliegen, man kommt höher im Kessel an.

Auf dem Flug nach Osten ist der Stagor der nächste Berg hinter dem Gaugen. Er ist schroffer als die anderen Berge und überaus thermisch aktiv. Im oberen Bereich wird er immer auf der sonnenbeschienenen Seite angeflogen. Hinter dem Stagor liegt die Radlberger Alm, einer der häufigsten Wendepunkte bei Wettkampfaufgaben. Um Flache Dreiecke zu vergrößern, kann zum Goldeck geflogen werden, der Berg am rechten Bildrand. Oft ist am Stagor bereits die letzte gute Thermik für diese weite Querung.

Zurück geht es auf gleichem Weg. Hier sieht man den Anflug vom Gaugen zur Emberger Alm, der Blick geht nach Westen. Je höher man am Gaugen abfliegt, um so leichter findet man die Thermik. Von der Emberger Alm bis zum Knotenberg ist die Bergflanke geschlossen. Man kann von der Emberger direkt oder in einem kleinen Bogen über die Bergflanke fliegen. Am Knotenberg dreht man auf, bevor es Richtung Mokarspitz weitergeht.

Die markanten roten Felsen vor dem Scharnik. Starke Thermik reißt oftmals an den kleineren Bergspitzen ab. Die große Wolke oben rechts zeigt es an. Die Thermik ist meistens auf der Südwestseite zu finden. Beim Rückflug muss der Talwind beachtet werden, er kann hoch reichen. Die thermischen Südwestflanken werden aber nicht überspült, sondern umspült, was nur geringe Lee-Effekte nach sich zieht und damit beherrschbar bleibt.

Hier ist die weitere Flugroute vom Scharnik oder Mokarspitz zum letzten westlichen Bergausläufer der Kreuzeckgruppe zu sehen. Der Damerkopf ist die Spitze der südöstlichen Bergflanke. Die meisten Piloten fliegen direkt zum Damerkopf. Wenn die Basis nicht sehr hoch ist, kann an der eingezeichneten Thermikstelle noch mal aufgedreht werden. Auf der östlichen Seite des Damerkopfs läuft eine große Hochspannungsleitung am Berg. Erstaunlich oft geht es genau da drüber hoch. Am Damerkopf muss man unbedingt Höhe gewinnen, wenn man weiterfliegen möchte. Auf dem Weg zum Anna-Schutz-Haus liegt südlich ein ausgedehntes und starkes, talwindbedingtes Leegebiet!

Am Dammerkopf wird nochmal aufgedreht vor dem Rückweg. Hoch fliegen ist angesagt um nicht in den Talwind aus Ost zu kommen. Es trägt meist ausgezeichnet und so geht es flott zurück nach Greifenburg. Wer möchte, kann jetzt noch vom Gaugen oder Stagor das Drautal nach Süden zum Weißensee queren. Dafür fliegt man auf die Südflanke zum Hochtratten auf der gegenüberliegenden Talseite. Diese Querung sollten Streckenflugeinsteiger unternehmen, wenn sie zum Landen gehen wollen, es ist ein gutes Training für größere Talsprünge. Das Schöne dabei ist, dass man im Gleitwinkelbereich des Landeplatzes fliegt, auch wenn man keine Thermik findet. In jedem Fall ist das 50km flache Dreieck jetzt geschlossen.