100km FAI-Dreieck an der Emberger Alm
TEXT UND BILDER: BURKHARD MARTENS
Greifenburg mit dem Startplatz Emberger Alm ist ein Fluggebiet, das seinesgleichen sucht. An guten Tagen ist die Basis vormittags zwischen 2.200 und 2.500 m. Das reicht, um vor der Kreuzeckgruppe die ersten Kilometer zu machen. Die Basis steigt normalerweise schnell an und nach Westen und Norden Richtung Alpenhauptkamm ist sie einige hundert Meter höher.
Das Satellitenbild mit der zentralen Kreuzeckgruppe. Am oberen linken Bildrand das Großglocknermassiv mit dem Pinzgau. Darunter die Lienzer Dolomiten, rechts am Bildrand der Weißensee und Millstätter See. Das Talwindsystem ist mit blauen Pfeilen eingezeichnet. Der von Spittal kommende Talwind muss am Eingang des Drautals um den Ausläufer des Goldecks herum. Daher fängt ein normaler Talwind im Drautal erst auf Höhe Greifenburg an.
Das legendäre FAI-Dreieck um die Kreuzeckguppe.
Dieser Flug ist ein Traum vieler Piloten und wenn er in Erfüllung geht, hat man viele extrem schöne Landschaften erkundet und tolle Ausblicke im Angesicht des Alpenhauptkamms genossen. Bei Nordlagen sollte dieser Flug nicht geplant werden, der Nordwind kann dann im Mölltal leicht doppelt so stark sein wie im Drautal.
Auf der Emberger Alm stehen mehrere Startplätze zur Verfügung. Der von Drachenfliegern genutzte Thermiktreff ist der meist frequentierte. Eine Forststraße, die von den Shuttlebussen benutzt werden darf, führt zu den Startplätzen oberhalb des Wasserspeichers. Solange hier noch Schnee liegt, wird fast nur am Thermiktreff gestartet.
Greifenburg ist am Fuß des Berges zu erkennen. Die Thermik an der Emberger Alm ist morgens häufig als Stufenthermik ausgebildet. Um diese Stufenthermik zu nutzen, darf man sich nicht tief schnell nach hinten versetzen lassen. Es wird vorne im ersten Bart aufgedreht, bis es nicht mehr weiter geht. Nun fliegt man Richtung Berg und dreht die zweite Thermik weiter aus. Dann erst fliegt man weiter nach Norden zum Gipfelbart. Dieser hat meistens die höchste Basis, weil die obere Thermik trockener ist als die weiter vorne aufsteigende Thermik. Später am Tag gleicht sich das aus und dieser Effekt ist nicht mehr so deutlich spürbar.
Der Hausbart steht morgens östlich vor der Bergflanke, ab Mittag direkt südlich oder auch schon südwestlich vor dem Bergausläufer. Wobei zu beachten ist, dass direkt vor dem Startplatz Thermiktreff eine Abrisskante ein paar Hundert Meter vor dem Berg ist und oft reißt dort die Thermik ab, während direkt vor dem Start verstärktes Sinken zu finden ist. Nachdem man an der Emberger Alm aufgedreht hat, wird direkt zum Knoten geflogen.
Dieser Bart schwächelt sehr häufig, aber man braucht ihn meistens. Wenn er nicht direkt über der Spitze abgeht, sucht man ihn südlich vorgelagert, dort ist eine Abrißkante. Weiter geht’s über die Mokarspitze. Starke Thermik reißt oftmals an den kleineren Bergspitzen ab. Die große Wolke oben rechts zeigt es an. Die Thermik ist meistens auf der Südwestseite zu finden. Von hier geht’s zum Damerkopf.
Wenn die Basis nicht sehr hoch ist, kann an der eingezeichneten Thermikstelle noch mal aufgedreht werden. Diese Route ist etwas langsamer aber sicherer als der direkte Anflug. Auf der südöstlichen Seite des Damerkopfs läuft eine große Hochspannungsleitung am Berg hoch. Erstaunlich oft steht die Thermik genau darüber. Am Damerkopf muss man unbedingt Höhe gewinnen, man sollte nie tief vor der Flanke zum Anna-Schutz-Haus weiterfliegen. Hier ist ein extremes, talwindbedingtes Leegebiet. Im Frühjahr bei schwachen Talwinden ist dieses Lee meist nicht so aus geprägt wie im Sommer.
Vom Anna-Schutz-Haus geht es weiter ins Mölltal. Man kann auch relativ tief ins Mölltal einfliegen. Die Südflanke am Eingang ist eine der zuverlässigsten Thermikstellen und der Weiterflug über der 12 km langen Südostripp der Goldberggruppe ist über Grat immer sehr zuverlässig.
Wer das erste Mal hier fliegt, glaubt zuerst, dass es bei Flattach links nach Mallnitz (Autoverladung ins Gasteiner Tal) geht. Aber man fliegt auf den Südwestflanken des Bösecks vorbei bis Höhe Oberfellach, hier geht’s nach Norden über den Hauptkamm zum Gasteiner Tal. Streckenflieger fliegen hier auf den Südwestflanken in der Nähe des Hauptkamms. Je nach Größe des Dreiecks fliegen manche bis nah an den Alpenhauptkamm heran, andere fliegen bereits vom Böseck auf die Südwestflanken östlich von Oberfellach. Auf diesen Flanken sollte immer möglichst hoch über dem Talwind geflogen werden. Sinkt man nämlich in ihn hinein, hat man ihn gegen sich. Und er ist leider ausgesprochen stark im weiteren Verlauf Richtung Spittal. Ab jetzt fliegt man an der Reißeckgruppe.
Wer den Wendepunkt zum Hauptkamm verschieben möchte, fliegt zur Thermikquelle. Sie ist nördlich von Mallnitz. Und wer hier wiederum aufgedreht hat, könnte über den Hauptkamm ins Gasteiner Tal fliegen. Es ist einer der einfachsten Übergänge über den Alpenhauptkamm, weil hier das Massiv nicht so hoch und breit ist. An der eingezeichneten Thermikstelle geht es zuverlässig hoch.
Wer über 3.300 m hat, kann auf die Ostseite mit den Westflanken ins Gasteiner Tal bis zum Fulseck fliegen (und zurück). So kann der 2te Wendepunkt an guten Tagen weit vergrößert werden. Im Tal unterhalb der Thermikquelle sind Wiesen um Mallnitz herum. Beim Überflug über den Hauptkamm kommen ebenfalls Wiesen bei Sportgastein oder im tiefer gelegenen Gasteiner Tal. Wer auf der Alpennordseite absaufen sollte, kann mit dem Zug der Autoverladung zurück ins Mölltal fahren.
Weiter geht’s über die Bergausläufer der Reißeckgruppe nach Südosten. Man folgt einer Rippe nach der anderen, oft hoch und immer in der Nähe der Basis. Wenn diese Flanken aufhören, wird noch einmal maximale Höhe gemacht. Jetzt steht die lange und daher schwierige Querung zum Goldeck/Latschurmassiv bevor. Hier dreht man aufs absolute und erlaubte Maximum auf.
Die Flugroute ist rot eingezeichnet. Der Talwind blau. Man erkennt das Leegebiet am Eingang des Drautals. Wer hier tief über den Waldausläufer ins Drautal fliegen möchte, muss sich auf stärkere thermische Turbulenzen einstellen. Je höher man ankommt und umso weiter man an die vom Talwind geschützten Flanken des Latschurausläufers kommt, desto besser. Die ersten Thermiken stehen auf den Westflanken des Goldeckausläufers, wer hier ein paar hundert Meter Höhe gewinnen kann, kann an den Latschur fliegen. Oben raus geht es extrem gut, nur von unten hat man es schwer. Wer Gipfelhöhe hat, kann Greifenburg bereits mit großer Höhe überfliegen. Wer zum Endanflug ansetzt, sollte möglichst nah an den Startplatz fliegen, um das Dreieck möglichst weit zu schließen und dann erst zum Landen gehen. Wer vor dem Endanflug das Dreieck vergrößern möchte, fliegt über den Weißensee auf die Südwestflanke südlich des Sees.